Gedanken und Erfahrungen
Ein Hinweis vorab: es geht hier ausschließlich um Gefühle. Es geht um keinerlei rationelle Gedanken wie Umwelt, Arbeitsplätze und so weiter.
Nichts mehr übrig
Bei Betrachtung der Fotos auf dieser und ähnlichen Internetseiten kann der Eindruck entstehen, als wäre noch sehr viel vom Kohlenpott übrig geblieben.
Tatsächlich ist dies leider nicht der Fall. Nun kann man fragen: Warum 'leider'? Wer sehnt sich zurück nach einer Dunstglocke, die man schon von weitem bei der Anfahrt auf das Ruhrgebiet zu sah? Nach stinkender Luft und dreckigem Flußwasser. Nach gewaschener Wäsche, die entlang einer Bahnlinie schneller schwarz als trocken war. Nach einem von Rußpartikeln übersäten Wohnzimmer nach einer Verpuffung im Kohleofen.
Früher qualmte es hier aus allen Schloten. Nicht nur aus denen der Betriebe von der Kohlegewinnung bis zur Stahlerzeugung und deren Zulieferindustrie, sondern auch aus den Schornsteinen unzählicher Dampfloks und aus denen mit Kohleeinzelöfen beheizter Wohnhäuser. Dies hat insbesondere in den hundert Jahren vor 1960 ein Landschaftsbild erzeugt, das heute einfach nicht mehr da ist.
Zu diesem Bild gehörten natürlich in erster Linie die räumlich oft sehr ausgedehnten Betriebsanlagen. Wenn man damalige Fotos mit den heutigen Überresten vergleicht, dann wir schnell bewußt, wie wenig davon noch vorhanden ist. Das betrifft auch die umfangreichen Gleisanlagen. Es ist sicher schön, dass beispielsweise das Fördergerüst der Zeche Erin heute noch steht. Vergleicht man jedoch dieses nackte Gerüst mit einem Luftbild der gesamten damaligen Betriebsanlage, dann kommt man leicht zu der Meinung: 'Nichts mehr übrig'.
Das kann bisweilen dazu führen, dass man sich fragt: 'Warum fährt man da überhaupt hin und guckt sich das an? Es ist ja eigentlich eh nichts mehr da. Man wird immer nur daran erinnert, dass eine Ära zu Ende ist. Und das ist nicht gerade ein freudiges Empfinden'.
Trotzdem ist man am Ende froh, überhaupt noch etwas von dem zu sehen, was das Ruhrgebiet früher ausgemacht hat. Schließlich lag Kohle in der 'Wiege des Ruhrgebietes'. Egal wer sich um die Erhaltung dieser Gebäude und anderer Einrichtungen bemüht, und dazu gehören auch private Enthusiasten - ihm ist dafür zu danken. Und ich hoffe, dass von den noch halbwegs vollständigen zur Zeit ungenutzten Anlagen möglichst viel erhalten werden kann.
Insgesamt ist es schon erfreulich, dass sich im Jahr 2010 nicht wenige der dargestellten Gebäude in einem weit besseren Zustand befinden als 5 oder 10 Jahre zuvor. Bleibt zu hoffen, dass sich eventuell für das Kulturhauptstadtjahr getätigte Investitionen auch zukünftig rechnen, so dass die Mittel zur Verfügung stehen, die Gebäude auch weiter so gut zu erhalten.
Das nachfolgende Bild der Zeche Carl Funke, die sich früher direkt an der Ruhr befand und deren Fördergerüst am dort heute vorhandenen Baldeneysee steht, zeigt beispielhaft die Veränderung von der Industrielandschaft zu einer grünen Landschaft.
Diese Veränderung hat im gesamten Ruhrgebiet stattgefunden, man sieht es jedoch nicht überall auf Anhieb, da die meisten Anlagen rückstandsfrei entfernt wurden. Auf der linken Seite des nachfolgenden Fotos befand sich zum Beispiel die Anlage der relativ modernen Zeche Dahlhauser Tiefbau. Es ist eben nichts oder fast nichts mehr übrig.
Aber wer sollte diese landschaftliche Veränderung nicht positiv empfinden?